Wetterbadener hat geschrieben:Danke für die Information. Da lag ich wohl sehr stark daneben, denn "Marzahn-Hellersdorf" gilt ja nach wie vor als "Armenviertel". Nicht umonst heißt eine "Kunstfigur" der Comedy-Szene "Cindy aus Marzahn". Die "gutbürgerlichen" Bezirke dürften aber eher weniger die Linke als CDU oder SPD gewählt haben.
Da sieht man, wie die AFD die Bürger, gerade die, die "am Rande der Existenz" stehen, beeinflusst. Selbst die Linke, die ja jahrelang als "Mutter-Teresa-Partei" in Ostdeutschland gegolten hat, schafft das nicht mehr. Ich hoffe echt nicht, dass es zu Zuständen wie im Jahr 1930 kommt, als die Rechten ohne viel Federlesens an die Macht kommen konnten.
Weimar kommt wieder: eine Statusbeschreibung und Untergangsprophezeiung, erster TeilWeimar kommt wieder.
Die aktuelle Situation gleicht der in der Weimarer Republik in vielen Punkten.
Sie wird die Menschheit in die selbe Sackgasse führen wie vor 80 Jahren.
Es Stellt sich die Frage wie die Rechten aufgehallten werden können, aber zu erst mal stellt sich eine andere Frage:
Wer soll sie aufhalten?
Der Antifaschistische Widerstand in Deutschland ist tot und das kommt nicht von ungefähr.
Solange die die sich gegen Rechts einsetzen in Deutschland stärkerer Repression ausgesetzt sind als die Nazis wird sich daran nichts ändern
Bis auf einige wenige Städte gibt es außerhalb der Autonomen keine Antifastrukturen mehr und auch dort haben die Verhaftungswellen der letzten Jahre Wirkung gezeigt.
Auch die Tatsache das am Ende immer nur von Linken Chaoten zu lesen ist egal wie friedlich der Gegenprotest war hindert den Widerstand
Die ehemals mächtige Berliner Linke schafft es heute nicht mehr mehr als 2000 Leute zu einem Protest gegen einen Nazisaufmarsch in der Innenstadt zu bewegen
Außerhalb der linken passiert absolut nichts: die Grünen bleiben untätig und die SPD nimmt die rechten Parolen teilweise selbst auf, von der CDU mal ganz zu schweigen.
in den letzten Wochen haben Neonazis in Dortmund mehrere Anschläge auf Linke begangen, bei der jüngsten Anschlagswelle wurden mehrere Antifaschisten schwer verletzt, einer wurde im eigenen Hausflur niedergestochen nachdem die Polizei die Adresse an die Nazis weitergeleitet hatte.
Die Militanz der Rechten hat massiv zugenommen und trotz einer schwachen rechten Szene ist die Anzahl der Brandanschläge und Attentate auf Linke so groß das Strukturen in Teilen Ostdeutschlands wegen der Gefahr für Leib und Leben aufgegeben werden.
Aber auch in einigen Teilen des Westens wie Dortmund ist es mittlerweile so gefährlich das Genossen nur noch mit Waffe vor die Tür gehen können und sich in gewissen Stadtteilen gar nicht mehr aufhalten können.
Vor 3 Wochen versuchten Mitglieder der NPD in ein Cafe in Stade einzudringen indem sich die Jugend der lokalen Linkspartei zu einer Informationsveranstaltung gegen Rechts getroffen haben.
Ich durfte dann als Gast der Veranstaltung beobachten wie Nazis versuchten den Saal zu stürmen, durch die Fenster die Gesichter der politischen Gegner abzufotografieren und die Polizei schlicht tatenlos blieb. Das der Heimweg durch die abendlichen Innenstadtgassen nur mit Messer in der Tasche und in größeren Gruppen stattfand muss denke ich nicht erwähnt werden.
Es wäre einfach zu gefährlich gewesen.
Bei der anschließenden Protestkundgebung wegen der Anschläge in Dortmund kamen nur einige hundert Menschen beinahe ausschließlich aus dem Umfeld der radikalen Linken.
Das ist ein Armutszeugnis für die Demokratie.
Das die Linke fast die Hälfte ihres Klientels an die Rechten verloren hat liegt auch an einem unfassbar farblosen Wahlkampf.
Stimmen dazu gewonnen hat die Linke in der Innenstadt bei den Besserverdienenden (Kreuzberg, Neuköln, Wedding und Friedrichshain erleben parallel zur Gentrifizierung und dem Verfall der linken Strukturen ein erstarken der Linken im Parlament.
In den Proletarischen Bezirken im Osten hat die Partei teilweise 6% verloren obwohl sie von der aktuellen Kriese eigentlich profitieren sollte.
Die Krönung ist das die Partei nun ernsthaft als Steigbügelhalter der Hartz4, TTIP und Sarrazinpartei SPD dienen will.
Damit hört die Linke auf eine Alternative zu sein.
Des weiteren gibt es in den rechten bürgerlichen Parteien und Medien CDU, FDP Focus, Welt, Stern eine zunehmende Akzeptanz von rechtsradikalen Thesen die teilweise von offiziellen Institutionen angewandt werden.
Wird Rassismus von der Polizei, den Ämtern und Medien nicht nur toleriert sondern aktiv vorgelebt verbreitert sich die Basis für Minderheiten, Demokratie und Fortschrittsfeindliche Parteien. Dazu steigt die Akzeptanz für solche Maßnahmen im Volk.
Dazu kommt die Toleranz wenn nicht die Unterstützung die militanten Nazis durch den Staat zur Teil wird. Rechtsradikale Umtriebe werden toleriert oder wie im Falle des NSU oder jüngst in Dortmund passiv oder gar aktiv gefördert
Im diese katastrophalen Versäumnisse sind eingebettet in eine Weltlage die den rechtsradikalen in großem Maße zu Pass kommt.
Es herrscht eine große (und berechtigte) Unzufriedenheit im Volk.
Diese Unzufriedenheit ist aber nicht progressiver sondern destruktiver Natur denn sie entzündet sich nicht so sehr am aktuellen Elend sondern an der mangelnden Lebensperspektive der Menschen. Diese Furcht lässt Menschen zurück in vermeintlich bessere Zeiten blicken und nimmt ihnen den Blick nach vorne der ihnen progressive Ideal vermitteln würde.
Die zunehmende Ungewissheit durch einen Kapitalismus der ohne soziale Sicherung auskommt verstärkt diese Ängste und das Bedürfnis einen starken Mann zu haben.
Die wichtigste Komponente die diese Unzufriedenheit in die richtige Richtung lenken würde fehlt, und das ist die Hoffnung auf Verbesserung.
Seinen wir doch mal ehrlich: wer glaubt noch an eine bessere Zukunft?
Dazu erhoffen sich Menschen in einer zunehmend komplexen Welt einfach Antworten die es aber allein durch die Globalisierung schon nicht mehr gibt
Auch das macht empfänglich für rechte Propaganda.
Kurz zusammengefasst: Eine unfähige, machtfixierte und gesellschaftlich isolierte Linke steht im Kampf gegen Rassismus offiziellen Stellen, wachsender Militanz und massiver staatlicher Repression gegenüber während die Rechten den Zeitgeist und die allgemeine Entwicklung der Weltpolitik im Rücken haben.
Es besteht kein Grund zur Annahme das der rechte Vormarsch demnächst zu stoppen wäre