Hier möchte ich nun das Thema Frontalzonen und Fronten (Tiefausläufer) wieder aufgreifen. Natürlich sind die Luftmassenfronten nicht alles und es gibt viele weitere Prozesse, die Hebung oder Absinken auslösen und sich mit den an den Wetterfronten ablaufenden Vorgängen überlagern, was die Sache noch komplizierter macht. Etwa in der Art dass es dann auch außerhalb von Tiefausläufern überraschend Regen und "schlechtes" Wetter gibt, oder dass eine Front übergreift (oder rückläufig wird!) und der Regenschirm umsonst mitgeschleppt worden ist. Ich selber kann ein Lied davon singen!
Auf der DIPLOMET-Seite wird nun deutlich dargestellt dass das Phänomen FRONT wesentlich komplexer ist als es uns der tägliche Wetterbericht auf der Bodenwetterkarte zeigt. Nur in größeren Masstäben lassen sich die Frontzonen von der Wellenstörung bis zur voll ausgebildeten Zyklone und dem nachfoglenden Okkludier-Prozess korrekt als Linien hafte Grenzen darstellen. In Wirklichkeit bilden sich aber Grenzschichten aus, in denen ein Übergang und auch mehr oder minder Vermischung beider verschieden warmer Luftmassen in Erscheinung tritt. Und nur wenn die Luftmassen also weiterhin aktiv aufeinander zubewegt werden, kann diese Grensschicht aufrecht erhalten werden. Hört dies auf, endet auch der Hebungsprozess und die Luftmassen vermischen sich immer mehr, die Frontschicht verbreitert sich, flacht weiter ab, und verschwindet schließlich. Gerade beim Okklusionsprozess besteht zwar anfangs noch die ursprüngliche Struktur der Warmfront und der Kaltfront fort. Aber im Zuge der unten zusammenströmenden kälteren Luftmassen, die einige Zeit auch eine weitere schwächer ausgebildete Front gegeneinander bilden können, sowie der beginnenden Auflösung der Primärtiefs, beginnen sich die drei Luftmassen zunehmend (auch konvektiv!) zu vermischen. Daher wird eine Okklusion auch als "Mischfront" bezeichnet. Wenn diese sich weitgehend vermischt hat aber noch ein deutliches Wolkenband zu sehen ist, wird dieses auf der Wetterkarte oft noch weiterhin als Okklusion eingezeichnet. Das ist optisch korrekt, auch wenn die Struktur der Frontschichten nicht mehr vorhanden ist.
Die in Richtung Boden geneigten und hier aufliegenden (soweit es keine Front NUR in der Höhe ist) Frontschichten können am Boden schon mal 10 bis 100 oder sogar 200 km breit sein, wobei bei einer schnell vordringenden Kaltfront die Grenze am Boden allerdings recht schmal werden kann (1 bis 10 km). VIEL breiter ist die Warmfront eines Tiefs, die gerade im Winter bei Boden naher Kälte vor der Front am Boden sehr flach ausläuft und alles andere als eine exakte Linie bildet, vor allem bei sehr unebener gebirgiger Geografie. Oft geht in den Tälern und Tieflagen (Krassestes Beispiel: Funter See!) die kalte Luft sogar überhaupt nicht raus und wird erst von der nachfolgenden Kaltfront des Tiefs und deren einsetzender Turbulenz weg gemischt! Daher wird es in diesem Falle beim Durchzug der Kaltfront sogar wärmer, zugleich mit Temperaturfall oberhalb der zuvor bestehenden Inversion, normal meist 600-1000 Meter. Trifft die Kaltfront weiter im Osten auf eine Höheninversion, wo die kontinentale Kaltluft dann weit höher als nur 1000m hoch ansteht, kann sich eine Front ähnlich einer Okklusion bilden! Die Warmluft vor der Kaltfront, als auch die kältere Luft hinter der Kaltfront sind dann wärmer und schieben auf die Kontinentalkaltluft auf, zumal sich die Schichtung dabei stabilisiert und die ursprüngliche Kaltfront natürlich außerstande ist, 4 km hoch anstehende Frostluft wegzumischen.
Wenn also Frontschichten vorliegen die 10-100 km breit sind, ist es klar dass der visuelle Beobachter diese Grenzschicht im mesoskaligen Massstab keinesfalls unmittelbar erkennen kann und in ihr auch konvektive Bewölkung und auch Gewitter Mühe los Platz haben, ohne dass man hier irgendwie "Linien haftes" Vordringen einer neuen Luftmasse erkennen könnte. Mesoskalige Turbulenzen und Beeinflussung der Luftströmungen durch Berge und Land- und Wasserflächen mit großen Temperaturdifferenzen machen die Beobachtung zusätzlich schwieriger!. Es sei denn, die Front ist schärfer begrenzt wie etwa bei einer rasch hereinmischenden Kaltfront, die sich unter die wärmere Luft wühlt.. Aus größerer Entfernung, und wenn es möglich ist eine ankommende Warmfront oder Kaltfront aus dieser Entfernung zu beobachten, sind die Wolkenstrukturen allerdings eindeutig. Und erst mit Hilfe der Satellitenaufnahmen und der großräumigen Beobachtungen von Temperatur, Wind, Windscherungen, Wolkensystemen und Niederschlägen lässt sich dann ein Tiefausläufer eindeutig erkennen. Und wenn dann nach 2 Stunden und kräftigem stürmischem Regenwetter der Wind von Südwest auf West gegangen ist, die Temperatur deutlich sinkt und wechselhafte Bewölkung mit späteren Schauern nachfolgt und im Winter der Niederschlag möglicherweise in Schnee übergeht, ist auch dem Laien klar dass eine Kaltfront durchgezogen sein muss.
Nun denn! Lassen wir uns überraschen was die Forschung noch bringt. Jede Frontalzone ist sowieso ein Unikat und schaut immer wieder anders aus. Ebenso die Wolkenbilder und die Wetterabläufe. Denn ein Schneestern ist immer ein Schneestern, aber seine Form ist mannigfaltig und wiederholt sich nie! Jeder Schneestern sieht anders aus, aber die Grundstruktur bleibt!
Schönen .. ähem ... Frühwinter noch!







